Heilpflanzen
Mein Vater nahm mich als Kind an die Hand, um mir die Natur und Pflanzen zu erklären. Er war mein geduldiger Lehrer und ich spürte seine tiefe Liebe zur Natur.
Später öffnete sich mir in meinem Pharmaziestudium die Tür zur faszinierenden Welt der Heilpflanzen, weil ich erst dann das Wesen ihrer Heilkräfte erkannte und das Wissen über ihre Anwendung, Inhaltsstoffe und Wirkung erlernte.
Heilpflanzen wirken umfassend. Eine Heilpflanze wird als Ganzes gesehen. Der Verbund aller Inhaltsstoffe macht die Pflanze zu etwas Einmaligem, weil Ihre Inhaltsstoffe so vielfältig und wohltuend wirken. Von ihrem Duft (den ätherischen Ölen) über ihre Farbe (z.B. Flavonoide, Betacarotinoide, Anthocyanidine) bis zu vielen weiteren Stoffen kann jeder Mensch diese Fülle sinnlich erfahren.
Die Natur um uns herum bietet eine Vielzahl an Heilpflanzen und essbaren Wildpflanzen, die Gesundheit und Wohlbefinden fördern.
Ich zeige Ihnen, wie man Blüten und Blätter für Tees trocknet, Tinkturen ansetzt, Hautöle und -salben herstellt und wie Duft- und Aromaöle sich wohltuend auf die Psyche des Menschen auswirken. Des weiteren erfahren Sie, was eine Pflanze zur Heilpflanze macht und womit und wie die Pflanze wirkt. Das Heilen mit Pflanzen ist die älteste Heilkunde. Die Selbstheilungskräfte des Körpers werden aktiviert.
Tipps zum Sammeln und Verarbeiten der Kräuter
Wichtig ist, dass Sie nie den ganzen gesamten Pflanzenbestand ernten, denn die Pflanze soll sich versamen und im nächsten Jahr weiter wachsen können. Die Pflanzenteile kann man mit den Fingern abknipsen. Handelt es sich um härtere Stängel, wie bei der wilden Möhre oder Johanniskraut, verwendet man Messer oder kleine Pflanzenscheren, die es im Fachhandel zu kaufen gibt.
In Naturschutzgebieten ist das Sammeln von Heilpflanzen verboten. Im Buchhandel kann man Pläne über Landschaftsschutzgebiete erwerben, in denen das Sammeln von Pflanzen erlaubt ist.
Am Besten sammeln Sie an unbelasteten Wiesen-, Wald- und Feldrändern, an Bach- und Flussufern sowie im eigenen Garten.
Bahnt sich ein Gewitter an, sollte man keine Pflanzen sammeln. Allgemein spielt das Wetter eine Rolle beim Sammeln, denn bei Trockenheit oder nach starken Regenfällen sind die Pflanzen wirkstoffärmer.
Wurzeln erntet man am frühen Morgen, denn viele Wirkstoffe fließen nachts in die Wurzel zurück.
Blätter und Blüten, die ätherische Öle beinhalten, erntet man zu Blühbeginn oder zur Vollblüte. Die Ernte sollte vormittags erfolgen, weil die Sonne die ätherischen Öle hochgelockt hat, sie aber noch nicht verflogen sind.
Ihre Pflanzenernte sollten Sie schnell in einer Stofftasche, einem Korb oder einer Papiertüte nach Hause befördern. Verwenden Sie keine Plastiktüten, da das Schwitzen eine Zersetzung des Eiweißes fördert.
Trocknen Sie die Pflanzen luftig, trocken und staubfrei. Die Kräuter werden vor dem Trocknen nicht gewaschen, da sie sonst schimmeln können. Die Trocknungszeit beträgt bei Blüten 4-8 Tage, bei Blättern 3-6 Tage, während schleimhaltige Pflanzen 2-5 Tage und manchmal auch mehr benötigen.
Heilkraft der Knospen – Einführung in die Gemmotherapie
Die Gemmotherapie ist eine Form der Phytotherapie und im Europäischen Arzneibuch aufgenommen. Sie befasst sich mit der Heilkraft von Knospen, jungen Sprossen und Triebspitzen verschiedenster Bäume und Sträucher.
Gemma ist das lateinische Wort für Knospe. In den jungen Knospen und Triebspitzen befinden sich die Informationen, die später das Wesen der Pflanze ausmachen. Die Wachstumsfaktoren sind in dem jungen, teilungsfähigem Gewebe höher als in ausgewachsenen Pflanzenteilen. Wir sammeln im Frühjahr Knospen von heimischen Bäumen und Sträuchern und lernen ihre Unterschiede in Aussehen und Farbe kennen. Diese Erkennungsmerkmale lassen uns auch im Winter die Bäume sicher bestimmen.
Rezepte
Wundheilsalbe
80 ml Mandelöl und 20 Gramm gelbes Bienenwachs in einem Topf bei 70°C erwärmen und langsam schmelzen.
Den Topf vom Herd nehmen und einige Minuten nach Zugabe von 5 Tropfen Johanniskrautöl und 5 Tropfen Ringelblumenöl gut vermengen und kalt rühren. Anschließend erfolgt das Abfüllen in Salbendöschen, die aber noch nicht verschlossen, sondern mit einem Baumwolltuch abgedeckt werden, damit die Feuchtigkeit verdunsten kann und nicht vom Deckel in die Salbe tropft.
Nach dem vollständigen Erkalten werden die Döschen mit dem Deckel fest verschlossen und mit Inhalt und Herstellungsdatum beschriftet.
Hautöl
Geben Sie 10 Gramm getrocknete zerkleinerte Pflanzen in ein Glasgefäß und füllen es mit 90 ml kaltgepresstem rückstandsgeprüftem Öl (Mandel-, Sesam- oder Sonnenblumenöl) auf. Stellen Sie das Glas aufs Fensterbrett, wo es 3-4 Wochen auszieht. Wichtig ist das tägliche Schütteln, damit alle Pflanzenteile stets mit Öl bedeckt sind.
Der Ansatz wir abfiltriert und in dunkle Flaschen abgefüllt, die und mit Inhalt und Datum beschriftet werden.
Kräuterkissen als Dufttherapie
Zunächst nähen Sie aus Baumwollstoff oder Leinen eine Kissenhülle mit den Maßen 20 x 20 cm. Die Kissenhüllen werden mit 50-100 Gramm einer Mischung aus Lavendel, Thymian, Hopfen, Steinklee oder Baldrian befüllt und das Kissen oben zugenäht.
Kräuterkissen sind schöne Geschenke und sorgen durch ihre ätherischen Öle für Entspannung und ruhige Nerven. Durch die Körperwärme entfalten sich die heilsamen Düfte und werden eingeatmet.
Kissen gegen Kopfschmerzen bestehen aus Melissenblättern, Kamillenblüten und Pfefferminze.
Hustentee
Je 20 Gramm Thymian, Schlüsselblumen, Gänseblümchen und Spitzwegerichkraut mischen und in einem trockenen Gefäß abfüllen.
Dosierung: ½ TL pro Tasse heißem Wasser 10 Minuten ziehen lassen. Damit die ätherischen Öle in der Flüssigkeit bleiben, den Tee während der Ziehzeit mit einer Untertasse abdecken. 3 x täglich eine Tasse trinken.